Der Westen in Bildern: Ein regionaler Abend zu Standpunkten, Genuss und Zukunft von Bio
Nachfolgende ‹Bildergalerie› gibt eine Idee von der Online-Veranstaltung ‹Der Westen
Online ist und bleibt Online. Bei allem Bemühen und allen Vorzügen einer Videokoinferenz, aber das Flair einer stimmungsvollen Location, das gesetzte Licht zur Inwertsetzung von Persönlichkeiten vor dem Vorhang, der Duft der ausgestellten Lebensmittel, das vielstimmige Gemurmel der Besucher*innen, die wohltuenden Umarmungen, der gemeinsame Genuss … Dennoch ist ein Online-Kurs in Pandemiezeiten die mit Abstand beste Möglichkeit mit vielen lieben Menschen gleichzeitig in Kontakt zu treten. Der «Kurs Richtung Bio Der Westen» hat das Online-Format weiterentwickelt, um auch über die Distanz die Schönheiten der Biologischen Lebensmittelproduktion spür- und erlebbar zu machen.
Die Bio-Zukunftsdenkwerkstatt
Die Bio-Zukunftsdenkwerkstatt widmete sich der Frage, wohin sich Bio in Zukunft entwickelt/entwickeln soll. Um Antworten zu finden, ging es neben einer Reflexion der bisherigen Entwicklung des Biolandbaus vor allem um eine dynamische Auseinandersetzung mit möglichen Zukunftsperspektiven. In der Kommunikation mit den Konsument*innen bedeutet das unter anderem auch, das Verständnis für die biologische Praxis zu fördern und das Wissen über die Vorzüge der Biolandwirtschaft auch im Konsumalltag zu etablieren. Gleichzeitig gilt es das Vertrauen in Bio zu stärken sowie ein Verständnis für die sich ständig verändernde Lebenswirklichkeit im vermehrt städtischen Umfeld zu entwickeln.
2021 widmete sich Europas führende Foodtrend-Forscherin Hanni Rützler aus gegebenem Anlass dem Themenkomplex ‹Corona & Foodtrends 2021›.
Corona hat die Gesellschaft als Gesundheitskrise weitgehend unvorbereitet mit voller Wucht erwischt. Das Anliegen „gesünder essen“ wurde zu einem vordringlichen Thema. Bio hat dementsprechend in der Pandemie geboomt wie nie. Die Krise hat gewissermaßen den Wertewandel angeschoben und für Bio eine neue Wertschöpfung gebracht.
Wesentliche Themen der Krise waren und sind: Home cooking, Buy local (und buy online), gesunde Ernährung, ‚Zoom drinking‘ und Take away.
Nach Hanni Rützler ist der ‚peak meat‘, also das Jahr des größten Fleischverbrauchs auf der Welt, erreicht. Fleisch- und Milchersatzprodukte füllen einen neue Nische, mit Bio als selbstbewussten Player. Das Selbstverständnis eines modernen Fleischkonsums geht verstärkt Richtung höherer Prozessqualität (z. B. Bio-Fleisch). Die Zukunft gehört aber ‚plant based food‘.
Ein wesentlicher Arbeitsauftrag von Hanni Rützler widmet sich schon lange den Food Trends im Bereich der (europäischen) Esskulturen. Als Beispiele hat sie an dem Abend die Pfade „Glokal“ und „Local exotics“ auch als besondere Bio-Themen vertiefend beschrieben.
© Hanni Rützler, Zukunftsinstitut, futurefoodstudio
Mit dem Denken in Kreisläufen liegt Bio voll im Trend der Zeit. Es zeigt sich auch, dass Bio – ein Kind unseres Kulturraumes – der Pionier- und Aufbauphase entwachsen ist und vielerorts im Mainstream angekommen ist. Was kommt aber nun? Was ist nun tun? Hanni Rützler sieht für Bio dann eine große Chance, wenn es gelingt die überwiegend bäuerlich geprägte Landbaubewegung in eine biologische Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. In eine Bewegung, die die gesamte Gesellschaft mitnimmt.
Der Bio-Genussparcours – Der Westen
Die Kulinarik-Journalistin und Kochbuchautorin Katharina Seiser ist gelernte Köchin. In Ihrer vielfältigen Arbeit ist sie kompromisslos und leidenschaftlich, wenn es um guten Geschmack und beste Zutaten geht. Als Qualitätsfanatikerin ist für sie klar, dass bei kulinarischem Genuss kein Weg an Bio vorbeiführt.
Genussparcours: Wie schmeckt der Westen? Duftet er anders als der Osten?
Geschichte, Vielfalt und Genuss: Bühne frei für die regionalen Bio-Besonderheiten des kulinarischen Westens Österreichs!
Der ‹Genussparcours: Der Westen – Kurs Richtung Bio› ist eine unvollständige Auswahl regionstypischer Bio-Lebensmittel, die wir mit Liebe für Sie ausgesucht und fotografisch festgehalten haben.
Aus der Fülle des reichen Angebots haben wir fünf Bio-Lebensmittel für eine Live-Verkostung ausgesucht, die eine von der Region geprägte aber auch für die Region prägende Bedeutung haben: Rote Rüben (Randig), Käse, Speck, Rahmkoch und Molkenschokolade Sig – alles Bio, versteht sich. Die Bio-Genussparcours-Pakete wurden vorab zusammengestellt und per Post an die Teilnehmer*innen des Kurses verschickt.
Die für diesen Abend gewählte Art der Verkostung hatte sich schon 2020 gut bewährt. Die Verkostungsleiterin Katharina Seiser war ‚im Studio‘, die Verkoster*innen zu Hause oder im Büro hinter ihren Laptops. Nach dem ‚Unboxing‘ und Bereitlegen aller notwendigen Utensilien folgte eine entspannte, eloquente, umfassend kompetente und humoristisch-lustbetonte Verkostung, die die multiplen Mehrwerte der biologischen Produktion hochleben ließ. Das Format erwies sich als ausbaufähig-zukunftsweisend.
Folgende liebevoll ausgesuchte Bio-Lebensmittel waren Teil der Verkostung im Bio-Genussparcours des ‹Kurs Richtung Bio – Der Westen›: Randig (Chioggia-Rübe), Randig Sirup, Tiroler Graukäse, Tiroler Schinkenspeck, Randig Geist, Lungauer Rahmkoch, Sig (Wälder Molkenschokolade).
Zum Nachschauen, Nachhören und Nachverkosten: Kursinhalt: Bio-Genussparcours Der Westen. Mitschnitt der Live-Verkostung der vorab zugesandten Verkostungs-Lebensmittel aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Mitschnitt des Zoom-Meetings am 14.10.2021 (Zoom-bedingt verminderte Videoqualität).
Chioggia-Rübe (Randig): Diese rot-weiß-geringelte Rote Rübenrarität hat ihren Ursprung auf der Halbinsel Chioggia in der Region Venetien. So erklärt sich der Name. Die Vorarlberger*innen nennen sie dennoch Randig.
Im Vergleich mit den bekannteren roten Roten Rüben schmecken Chioggia-Rüben leicht süßlich, deutlich rübiger aber weniger erdig. Chioggia-Rüben werden gekocht aber auch fein gehobelt roh verwendet. Beim Kochen verblasst meist ihr schönes Muster oder färbt sich ins Gelbliche. Sehr gut schmecken die Rüben als Ofengemüse oder kurz in Olivenöl angebraten.
Randig-Sirup: In Vorarlberg können sie ‚Rote-Rüben-Sirup‘ nicht so gut aussprechen, ‚Chioggia-Rüben-Sirup‘ noch weniger. Saft machen können sie aber! Z. B. diesen Dicksaft mit der Kraft der Chioggiarübe, der Farbe der ’normalen‘ Roten Rübe (Sorte Rote Kugel), der Schärfe des Ingwers aus dem Burgenland und der Molligkeit des Rübenzuckers.
Verarbeitet werden nicht ganz verkaufsschöne Rüben und zwar zu einem Saft von intensiver Würzigkeit, feiner Schärfe und belebender Fruchtigkeit. 1:7 verdünnt mit Wasser oder Soda aber auch als Cocktailpartner oder als Speisenverfeinerer, z. B. statt Himbeersirup auf dunklem Schoko-Pudding macht der Saft echt Spaß.
Tiroler Graukäse: In Tirol wird der Graukäse schon seit ‚ewig‘ hergestellt. Beim Buttermachen fällt nämlich Magermilch an, die man nur angesäuert, also ohne Zugabe von Lab, und mit Salz und Pfeffer und ein paar Wochen Reifezeit zu einem herzhaften Käse veredeln kann. Heute gilt Graukäse als zeitgeistig, weil wirklich fettarm und dafür besonders eiweißreich. Auf einem Butterbrot oder als einer der Käsebestandteile in den echten Kaspressknödeln spielt der unverwechselbare Sauermilchkäse alle Trümpfe aus.
Den Tiroler Graukäse gibt es von bröselig bis homogen, von topfig bis speckig/glasig, von zart bis quietschig und von geruchsarm bis zu stinkig.
Tiroler Schinkenspeck: Ein Speck wie er sein soll! Feinstes Bio-Schweinefleisch aus Österreich, gepökelt mit reinem Meersalz – ohne Nitritpökelsalz – und Gewürzen, anschließend kalt geräuchert über heimischen Buchenscheitern und mindestens fünf Monate in der klaren Luft auf über 1000 Meter Seehöhe luftgetrocknet. Der am Etikett angegebene Honig und die Dextrose dienen den speckreifenden ‚Tierchen‘- und Hefekulturen als notwendiges Starterfutter.
Ein rauchig-kräftiges Jausenerlebnis mit ausgewogene Salzigkeit, dem schönen Biss von Schweinefleisch und mit kernig-weißem Speck. Ob der Speck lieber feinst aufgeschnitten oder in 3-4 mm Stifterln genossen wird, bleibt jeder/m selbst überlassen.
Randig-Geist: Und zum Dritten etwas von der Chioggia-Rübe: traditionell zur Speckjause ein vielleicht nicht ganz so traditioneller Randig-Geist. Für den Geist wurden die „Ausschussrüben“ geschnetzelt, in Bio-Roggenbrand angesetzt und in der Nachbarschaftsbrennerei destilliert.
Der Schnaps gefällt durch den typischen Geruch der Rübe, eine klare Frucht und einen versöhnlich zart-süßen Abgang. Ein geschmackliches Hochgefühl aus einem ‚Abfallprodukt‘ in konsequent zu Ende gedachter Kreislaufwirtschaft.
Lungauer Rahmkoch: Das Lungauer Rahmkoch ist eine selten gewordene Spezialität aus Salzburg. War das Koch früher eine Möglichkeit auf den Almen ohne (elektrische) Kühlung zu viel angefallene Butter zu veredeln und haltbar(er) zu machen, so muss es heute kulinarisch wieder entdeckt werden. Für das Koch wird Butter aufgeschäumt, Mehl mit Schlagobers verbröselt und aufgekocht und mit v.a. Zimt und Rosinen und wenig Zucker eingerührt und in Form gebracht.
Die an einen rohen Keksteig erinnernde Masse wird gekühlt in dünnen Schnitten als Dessert genossen und ist ein echter Energielieferant. Ein heimisches ‚Elbenbrot‘.
Sig (Wälder Molkenschokolade): Auch diese Spezialität stammt aus der innovativen Bio-Landwirtschaft Vorarlbergs. Nach dem Käsen kommt die Molke in den großen Kessel und wird solange eingekocht, bis eine dunkle, fast feste Masse entsteht. Für diesen speziellen, cremigen Sig hat der Käser ein wenig Schlagobers und Zucker zugefügt.
Dieser Sig überrascht durch seine beglückenden Gegensätze: süße Salzigkeit, saure Karamelligkeit, cremige Grießeligkeit… Ein Milchprodukt für Nichtmilchtrinker*innen.